Der Kommandant der bosnischen Serben, General Ratko Mladic, hat die UN-Schutztruppen beschuldigt, in der ex-jugoslawischen Republik zur Kriegspartei geworden zu sein. Am Sonntag sagte Mladic gegenüber der Belgrader Agentur Tanjug, UN-Blauhelme hätten seine Soldaten an einem Frontabschnitt 55 Kilometer nördlich von Sarajevo zusammen mit bosnischen Regierungstruppen angegriffen. In einem Schreiben an den UN-Beauftragten für Ex-Jugoslawien, Yasushi Akashi, kündigte der General an, in Zukunft nicht mehr für die Sicherheit des UN-Personals in den serbisch besetzten 70 Prozent Bosniens garantieren zu können.
Derweil haben die Serben nach UN-Angaben 80 Prozent des Gebiets zurückerobert, das sie in den letzten zwei Wochen an die Regierungsarmee verloren hatten. Am Morgen beschossen sie den Ort Orljani zwei Kilometer östlich der westbosnischen UN-Schutzzone Bihac mit Artillerie. Bis Redaktionsschluß war unklar, ob die Angriffe von besetztem Territorium in Bosnien oder von der südkroatischen Krajina ausgingen. Die dortigen serbischen Machthaber hatte der UN-Sicherheitsrat am Sonntag abend lediglich aufgefordert, die Grenze zu Bosnien zu respektieren. Eine offene Drohung mit Nato-Luftangriffen blieb aus, obwohl die Krajina-Serben nach UN- Angaben wiederholt in die Kämpfe in der Nachbarrepublik eingegriffen hatten.
Unterdessen kritisierten die Außen- und Verteidigungsminister der WEU gestern die USA wegen ihres Rückzugs aus der Überwachung des Embargos gegen Bosnien. Ein Sprecher der niederländischen WEU-Präsidentschaft kündigte an, die Schlußerklärung der Sitzung in Noordwijk werde die "Enttäuschung" der WEU über die Entscheidung der USA festhalten. Der spanische Außenminister Javier Solana ging noch einen Schritt weiter und bezeichnete die Entscheidung von US- Präsident Clinton als "einen Bruch der Allianz".