Die Frage nach dem richtigen Weg zum Frieden in Bosnien hat eine diplomatische Krise zwischen den USA und Frankreich ausgelöst. Aus dem Pariser Außenministerium kam gestern der Vorwurf, Washington begnüge sich mit der Beobachtung der Kämpfe in der exjugoslawischen Republik. Das US State Department konterte mit "Befremden" über den letzten Pariser Verhandlungsvorstoß.
Frankreich, das 6.000 Blauhelm-Soldaten in der umkämpften Republik stationiert hat, will auf alle kämpfenden Parteien Druck ausüben. Aus Washington hieß es dazu, Druck müsse vor allem auf die serbische Seite, keineswegs aber gegen die bedrohten bosnischen Muslime ausgeübt werden. Zuvor hatten die USA und Frankreich noch einvernehmlich den russischen Vorschlag nach einer Bosnien-Konferenz der Außenminister der im UN-Sicherheitsrat vertretenen Staaten abgelehnt.
Derweil berichtete dpa aus Wien von einem offiziellen Bericht der UN, in dem die Beteiligung von Mitgliedern der UN-Schutztruppen (Unprofor) an Schwarzmarktgeschäften in Bosnien belegt werde. In der ihm eigenen griffigen Art faßte Helmut Kohl am Rande des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos die Lage zusammen: "Auf dem Balkan gibt es kein Patentrezept."
Die politischen Führungen der bosnischen Serben und Kroaten teilten gestern mit, bis zum 15. Februar "Verbindungsbüros" in ihren selbsternannten "Hauptstädten" Pale und Mostar eröffnen zu wollen. Die "Regierungschefs" der "Serbischen Republik Bosnien-Herzegowina" und der "Kroatischen Republik Herceg-Bosna", Vladimir Lukic und Jadranko Prljic, hatten sich nach einem Bericht der Belgrader Zeitung Borba vorgestern in Genf getroffen, um die während der letzten Bosnienrunde begonnene "Normalisierung" ihrer Beziehungen voranzutreiben.