Leningrad sind visuell wie musikalisch ein Erlebnis. Die derzeit 16 Musiker der wichtigsten Undergroundband Russlands verbreiten schon qua Anzahl auf jeder Bühne Chaos. Dazu erklingt eine Mischung aus Polka, russischem Chanson, Ska und anderen karibischen Beats. Eine mit zwei Drums und Percussion bestückte Rock-Rhythm Section konkurriert mit dem in tausenden von Gigs gestählten fünfköpfigen Gebläse der Petersburger Skalegende "Spitfire". Gekrönt wird dieser Mix von einem punkigen Gitarrensound und der einzigartigen Stimme von Sänger und Textautor Sergej Shnurov alias Shnur, der die Band 1997 gründete. Über seine Texte sagt Shnur: "Leningrad - das ist wie ein Pornofilm: Mit kleinsten Mitteln starke Emotionen hervorrufen." Die Songs erzählen traurige Geschichten in der Tradition der russischen Gefängnislieder der Dreißigerjahre. Entsprechend sind die Storys mit Flüchen garniert, die so derb sind, dass der Bürgermeister von Moskau der Band Auftrittsverbot erteilt hat. Shnur & Co. aber nahmen den Angriff des Rechtsstaats wie die Sex Pistols in den 1970er-Jahren: als Promo. Tatsächlich werden Leningrad außerhalb Moskaus allerorts von tausenden von Fans gefeiert - darunter immer einige hundert extra aus der Hauptstadt angereisten.