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Noch bevor es diesen Blog gab oder die Idee zu ihm, fing ich an über Ex-Yu und die dazugehörigen Themen zu lesen und als ich bei Amazon suchte, tauchte das Buch von Rüdiger Rossig auf: Ex-Yugos – Junge Migrantinnen aus Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten.
Ich habe es bereites zwei Mal gelesen und ich kann es jedem empfehlen, der in diese ganze Thematik einsteigen möchte.
Es hat mich gewundert, wie so oft, dass sich Nichtjugos überhaupt für dieses Land oder besser gesagt Ex-Land interessieren. Ich verstehe, dass jemand nach Kroatien in den Urlaub fährt, aber dass er ein Buch über Jugos schreibt als Deutscher?
Ein Arbeitskollege (ein Deutscher) sucht sich immer exotische Reiseziele aus, letztens war er im Kosovo. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus.
Also frage ich Rüdiger, wieso er sich für das Gebiet interessiert und er sagt, es habe alles Mitte der 1980-er mit einem Stapel Kassetten mit Yu-Rockmusik begonnen. Ein Punk hatte sie ihm auf der Insel Losinj in die Hand gedrückt.
Die Kassetten müssen wohl Eindruck hinterlassen haben, denn das Interesse an „naski“, wie Rüdiger sagt, war geweckt. Er beschäftigte sich immer mehr mit dem Gebiet und begann eine journalistische Karriere.
Südosteuropäische Geschichte hat er studiert und daher sicherlich ein fundiertes Wissen, das mir mal wieder natürlich fehlt.
2008 erschien dann das Buch über die Ex-Yugos, mit denen Rüdiger nicht nur durch Flüchtlingsarbeit und Aufenthalte in Bosnien und Kroatien immer wieder Kontakt hatte.
In seinem Buch erläutert er, wie/warum die Jugos nach Deutschland kamen. Die erste Welle erreichte Deutschland als Gastarbeiter, die zweite natürlich als Flüchtling.
Wir lernen ein wenig Geshichtliches, machen einen Schwenker zur Jugoküche und tauchen dann ein in die fantastische Welt der Rockmusik, die für mich persönlich wirklich zu Jugoslawien dazugehört. Man merkt, dass der Autor ein persönliches Interesse an dieser Musik hat. Rüdiger hat eine Band namens Blechreiz und war wie er sagte nicht auf einem, sondern auf Hunderten von Jugorock-Konzerten. Das muss Liebe sein.
Ich dachte immer, ich stehe nicht so auf Rockmusik. Ich hab´s nicht mit den Stones, mit den Doors und Co, aber so ganz stimmt das nicht. Jugorockmusik liebe ich, ich sauge sie ein wie ein Schwamm das Wasser und daher hat es mir gefallen, auch hier ein paar Hintergründe zu erfahren. Jugorockmusik ist etwas Besonderes und eigentlich müsste Rüdiger hier einen Gastbeitrag schreiben, denn er könnte das sicher besser und fachmännischer als ich. Mir ist aufgefallen, dass Jugorock der 70-er und 80-er Jahre wirklich anerkannt und geschätzt wird, und auch außerhalb der SFRJ als innovativ bezeichnet wird.
In anderen Kapiteln kommen Jugoschwabos zu Wort, die ihre Geschichte erzählen, die Dispora-Szene wird vorgestellt und zum Schluss wird zu meiner Freude auch München erwähnt.
Fast vergaß ich zu schreiben, dass Rüdiger Rossig ganz gut Serbokroatisch spricht. Natürlich macht er Fehler, aber die mache ich auch. Für mich immer noch faszinierend, wenn jemand freiwillig eine so schwere Sprache lernt und sie dann noch als „nas“ (unsere Sprache) bezeichnet. Sympathiepunkt on top!
Er hat mich auf „nas“ sogar gefragt, warum ich den Blog nicht auf Jugoslawisch schreibe. Ich musste wirklich darüber nachdenken und mich ein wenig schämen, dass ein Deutscher drauflosspricht und mich mich anstelle, weil ich zwar ganz ordentlich spreche, aber meiner Meinung immer noch nicht gut genug.
Lieber Rüdiger,
vielen Dank für dieses Buch. Es trägt nicht nur dazu bei, dass Deutsche sich mit Migranten in Deutschland auseinandersetzen, nein – es bringt bereits integrierten, hier geborenen Jugos ein Stück verlorene Heimat wieder.
Falls du mal in München bist, spendiere ich dir Cevape dafür :-)
Eine Frage habe ich aber noch: Du schreibst in der Danksagung, dass du dich bei deinen Kindern bedankst, die dich in Ruhe am Buch haben arbeiten lassen. Deine Tochter heißt Selma.
War das Lied „Selma“ von Bijelo Dugme der Namensgeber?
Das ist eine schöne Vorstellung ...
Viele Grüße
Sneki