In einem der besten Bücher über die Donau erwähnt Claudio Magris Bosnien und mit ihm Sarajewo gleich zwei Mal. Das erste Mal, als er über das Attentat von Sarajewo zu sprechen kommt. Mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand, schreibt Magris, habe Sarajewo Geschichte geschrieben: „In diesen wenigen Augenblicken, haben sich die Pistolenschüsse gelöst; hat Europa Selbstmord begangen.“
An anderer Stelle, die Donau hat in Magris‘ Buch gerade Bratislava erreicht, erinnert sich Magris an den slowakischen Autor Ladislav Novomeský und eines seiner Gedichte, das von Friedhöfen handelt. „In vielen Dörfern zwischen den Bergen sind die Friedhöfe nicht abgegrenzt“, schreibt Magris, „oder höchstens so, dass man die Umfriedung kaum bemerkt; sie sind offen und dehnen sich über grasbewachsene Wiesenlandschaften aus. (…) Diese epische Vertrautheit mit dem Tod – man findet sie übrigens in Bosnien bei den moslemischen Grabstellen wieder, die einfach im Garte vor dem Haus angelegt werden, während unsere Welt immer neurotischer den Tod zu verdrängen sucht – beweist ein rechtes Maß, ein Gefühl für das Verhältnis zwischen dem Individuum und den Generationen, der Erde, der Natur, den Elementen, aus denen sie sich zusammensetzt.“
Den größten Teil der 20. Jahrhunderts waren Bosnien und die Herzegowina ein Teil Jugoslawiens, zuerst des Königreichs, dann der sozialistischen Föderation. Eines der Identitätsmerkmale Jugoslawiens war seine Zugehörigkeit zu drei großen Zivilisationen: der balkanischen, der mediterranen und der mitteleuropäischen.
Der balkanische Einfluss ist der dominanteste – aber auch derjenige, der in der öffentlichen Wahrnehmung negativ besetzt ist. Dieses balkanische Element ist auch das, was an Bosnien-Herzegowina nach dem Zerfall Jugoslawiens haften blieb. Seine Verbindungen zum Mittelmeer und zu Mitteleuropa sind hingegen in Vergessenheit geraten.
Ganz anders dagegen Jugoslawien. Immer war der Staat der Südslawen mit der Adria verbunden und, über die Save und die Donau, mit Mitteleuropa. Für Bosnien-Herzegowina scheint das freilich nicht zu gelten, obwohl es bei Neum ein Gebiet besitzt, das sich auf einer Länge von etwas mehr als zwanzig Kilometern bis zum Adriatischen Meer erstreckt. Dennoch ist seine Zugehörigkeit zum mediterranen Raum in der Welt weit weniger bekannt als die Montenegros, Sloweniens und namentlich Kroatiens. Gleiches gilt für die Donau. In der gängigen geografischen Wahrnehmung fließt die Donau durch Kroatien und Serbien und verbindet diese mit Mitteleuropa. Und dennoch gehören Bosnien und auch die Herzegowina nicht nur zum Balkan und zum Mittelmeer. Sie sind auch fest mit der Donau und Mitteleuropa verbunden.
Die beiden zitierten Stellen aus Magris‘ Buch Donau. Biographie eines Flusses sind in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich. Historisch und kulturgeschichtlich haben die vierzig Jahre, in denen Bosnien und die Herzegowina von 1978 bis 1918 Teil der Österreichisch-Ungarischen Monarchie waren, die Städte Sarajewo und Mostar Mitteleuropa einverleibt. Das gilt auch, obwohl es sich bei den ersten drei Jahrzehnten um eine Besetzung handelte; erst im letzten Jahrzehnt, als Bosnien-Herzegowina von Österreich-Ungarn annektiert wurde, wurde es nicht nur de facto, sondern auch de jure Teil des Reichs. Das Attentat von Sarajewo markierte nicht nur das Ende dieser Zugehörigkeit. Es bedeutete auch das Ende der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. Was aber hat es mit den bosnisch-muslimischen Friedhöfen auf sich, die Magris erwähnt? In den Jahrhunderten, bevor Österreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina besetzte, hatte sich das Osmanische Reich, an dessen Seite auch die bosnischen Muslime kämpften, in Richtung Mitteleuropa ausgedehnt. Mehrmals standen die Türken sogar vor Wien. Die Friedhöfe sind auch deshalb Teil des kollektiven Gedächtnisses. Sie künden vom Hin und Her der Kulturen in Mitteleuropa und auf dem Balkan.
Meine erste persönliche, sehr private und wohl auch ein wenig sentimentale Vorstellung von der Verbindung Bosniens mit der Donau stammt aus meiner frühen Kindheit. Durch meine Geburtsstadt Travnik fließt der Fluss Lašva. Irgendwo auf halbem Weg zwischen Travnik und Sarajewo mündet die Lašva in den Fluss Bosna. Als Kind bin ich oft mit den Eltern nach Sarajewo gefahren. Die Mündung der Lašva in die Bosna liegt am Weg, und man sieht sie gut durch die Autoscheiben. Ich war wohl vier oder fünf Jahre alt, ich ging noch nicht zur Schule, als ich begann, meinen Eltern diese Frage zu stellen: Wenn die Lašva in die Bosna fließt, was wird dann mit der Bosna, wohin fließt sie? Die Antwort war: In den Fluss Save. Und was passiert mit dem Fluss Save? Der fließt in den Fluss Donau. Und was wird mit dem Fluss Donau? Na, der fließt ins Schwarze Meer.
Damals hatte ich natürlich noch keine Vorstellung von jenem Unterschied, den zum Beispiel die französische Sprache macht. Jene Flüsse, die sich in einen anderen Fluss ergießen, heißen rivière. Die aber, die ins Meer strömen, heißen fleuve. Gleichwohl war mir bewusst, dass die Donau irgendwie älter und wichtiger als die anderen Flüsse war, dass sie, wenn sie ins Meer mündet, in ihr das Wasser der Lašva und der Bosna und der Save und anderer mächtiger Flüsse trägt. Durch Sarajewo etwa fließt der Fluss Miljacka, und als mir als Junge erklärt wurde, dass der Fluss Miljacka ebenfalls in den Fluss Bosna fließt, war mir sofort klar, dass auch die Miljacka letztlich in der Donau endet.
Nach Sarajewo fuhren wir mehrmals jährlich. Ans Meer dagegen nur einmal im Jahr, im Sommer. Meer, das bedeutete in einer jugoslawischen Kindheit das Adriatische Meer, und der Weg führte uns durch Städtchen wie Donji Vakuf und Bugojno, durch die der Fluss Vrbas fließt. Auf die Frage, wo der Vrbas mündet, war die Antwort: in die Save, und ich wusste – am Ende ist wieder die Donau. Auf der geografischen Karte Bosniens und Herzegowinas enden vier etwas gewundene blaue Vertikalen in einer ebenfalls etwas gewundenen Horizontalen. Die vier Vertikalen sind (von West nach Ost gesehen) die Flüsse Una, Vrbas, Bosna und Drina, während die Horizontale die Save darstellt. Der Schriftsteller Branko Ćopić, irgendwo zwischen Una und Vrbas geboren, schrieb das wunderbare Gedicht Die bosnischen Läufer:
Jeden Tag, ob klar oder düster
läuft mein Wasser ein Rennen durch Bosnien.
Vier Pfade, jeder gewunden,
für jeden Läufer. Wer wird zuerst da sein?
Auf dem ersten Pfad die Jungfrau Una,
ewig jung, bekannt für ihre Aufmüpfigkeit,
ein geschmücktes Mädchen aus Martin Brod,
ihr Schmuck glänzt, grünes Wasser.
Sie hat Anlauf genommen von den Höhen der Lika
von den steilen Felsen des Wasserfalls von Štrbci.
Einen Pfad darunter rennt dröhnend
ein fröhlicher Bursche, kühn und laut,
der stolze Vrbas, lässigen Gangs,
der Bergsteiger Vrbas, eisiges Wasser,
unter seiner Kraft zerspringen die Felsen,
auf dem Grund flimmern goldene Perlen.
Auf dem dritten Pfad blitzt sonnig
die brausende Bosna aus Sarajewo,
ihre Augen brennen, Morgentau,
im Schaum erscheinen grüne Haare.
Sie dreht sich, tanzt, eilt durch Berge,
unruhig, rein und stolz.
Auf dem letzten Pfad zerreiben die Hindernisse
eine schwarze Jungfrau, Hochland-Blut,
mit steinigen Ufern, düsteren Weiten,
ewig traurig, die frostige Drina.
Mit Getöse stürzt sie ab, sie singt nichts,
eilt frenetisch über das Schlachtfeld.
Am Endziel, am blauen Morgen,
nimmt die verschlafene Save die Läufer auf.
Bosnische Pforten.
Auf poetische Weise verbindet der Dichter in diesem Gedicht, das einem Kinderlied nicht unähnlich ist, Bosnien über die „vier Fäden“ mit der Donau. Branko Ćopić verleiht den vier Flüssen, die der Save und der Donau entgegenstreben, Menschengestalt. Una, Bosna und Drina sind weiblich, bei Ćopić also Jungfrauen. Der Vrbas ist dagegen männlichen Geschlechts – und wird zum Burschen. So haben wir es als Kinder gelernt.
Doch das ist nur die eine Wahrheit in diesem Land mit dem merkwürdigen, zweigeteilten Namen. Im Grunde erzählen Una, Bosna, Vrbas und Drina nur die bosnische Geschichte. Die Geschichte dreier Jungfrauen und eines Burschen, die sich auf den Weg zur Donau machen.
In der Herzegowina wird dagegen eine andere Geschichte erzählt. Denn neben den vier blauen Vertikalen, die in der Save enden, gibt es noch eine blaue Vertikale deren Lauf nicht von Süd nach Nord führt, sondern von Nord nach Süd. Ein Fluss, der nicht in die Save und in die Donau entwässert, sondern ins Adriatische Meer. Nicht von einem rivière ist hier die Rede, sondern von einem fleuve, dem einzigen fleuve des Landes – der Neretva. Allerdings ist die Neretva keiner von Ćopićs bosnischen Läufern, denn sie ist ein herzegowinischer Läufer. Die bosnischen Flüsse gehören (über Save und Donau) zum Einzugsgebiet des Schwarzen Meers, die herzegowinische Neretva gehört zur Adria. Das ist ein bedeutender Unterschied. Balkanisch sind beide, Bosnien und die Herzegowina. Doch die Flüsse machen den Unterschied. Bosnien ist balkanisch und mitteleuropäisch. Die Herzegowina ist balkanisch und mediterran.
Historisch betrachtet war Bosnien die erste Bezeichnung für das ganze Gebiet, das heute als Bosnien-Herzegowina bezeichnet wird. Der Erste, der es erwähnte, war der byzantinische Kaiser Konstantin VII Porfirogenet in seiner Schrift De administrando imperio. Er nennt Bosnien dort das innere Land. Das hat natürlich mit der Perspektive seines eigenen Reichs zu tun, in dem Bosnien zu dieser Zeit keine periphere Provinz war, sondern tatsächlich eine innere.
Der südliche Teil Bosniens, der dem Adriatischen Meer zugewandt ist, erhielt den Namen Herzegowina erst im 15. Jahrhundert. Damals wurde der Herrscher Stjepan Vukčić Kosača zum Herzog ernannt – und sein Land wurde zur Herzegowina, dem Land des Herzogs.
Inneres Land oder Peripherie, das ist seitdem das Schicksal von Bosnien-Herzegowina. Zur Zeit des Osmanischen Reichs, als die Türken mehrere Male Wien belagerten und weiter Richtung Osten an der Donau mächtige Städte wie Budapest und Belgrad hielten, war Bosnien ein inneres Land. Doch dann mussten sich die Türken zurückziehen. Mit dem Frieden von Karlowitz 1699 – also einem Frieden an der Donau! – wurde Bosnien zum peripheren Land. Dieser periphere Status am westlichen Rand des Osmanischen Reichs dauerte knapp zwei Jahrhunderte.
1878 schließlich, mit der Besetzung Bosniens und der Herzegowina durch Österreich, änderte sich zwar die Herrschaft, nicht aber die geografische Lage. Bosnien-Herzegowina blieb Peripherie, nur keine westliche, sondern von nun an eine östliche. Dort blieb das Land bis zum Ende des Ersten Weltkrieges und dem Untergang Österreich-Ungarns.
In Jugoslawien wiederum – sowohl im Königreich als auch in der sozialistischen Föderation – ist Bosnien ein klassisches inneres Land. Vor allem, wenn man es mit den anderen fünf Republiken in der jugoslawischen sozialistischen Föderation vergleicht: Slowenien grenzte an Österreich, Italien und Ungarn, Kroatien an Ungarn, Serbien an Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Albanien, Montenegro an Albanien, Makedonien an Albanien, Bulgarien und Griechenland. Bosnien-Herzegowina war die einzige der sechs jugoslawischen Republiken, die keine einzige Außengrenze hatte, das einzige jugoslawische innere Land.
Mit dem Zerfall Jugoslawiens wurden aus den innerjugoslawischen Verwaltungsgrenzen staatliche Grenzen, so dass Bosnien und Herzegowina heute an drei unabhängige Staaten grenzt: An Kroatien, Serbien und Montenegro. Dennoch besteht die Selbstwahrnehmung des Innen-Seins, der Eingeschlossenheit und der Klaustrophobie weiter fort. Umso wichtiger sind Neum und Brčko. Über seine zwanzig Kilometer Adriaküste und über seinen Hafen an der Save halten Bosnien und die Herzegowina Kontakt zur großen Welt da draußen.
Heute wissen wir, dass der Zerfall Jugoslawiens nicht friedlich verlief, sondern von einem blutigen Bürgerkrieg begleitet wurde, dessen zweifellos blutigste Kapitel sich ausgerechnet in Bosnien und in der Herzegowina abspielten. Alle drei Nachbarstaaten haben an diesem Krieg teilgenommen. Während des Krieges, also von 1992 bis 1995, gehörten die Fragen des Zugangs zur Adria und und zum Hafen in Brčko zu den Schlüsselfragen aller Friedensbemühungen.
Das galt besonders für Brčko, den Hafen an der Save, die direkteste bosnische Verbindung zur Donau. Als es nach einer ganzen Serie gescheiterter Friedenskonferenzen in Dayton 1995 zum Friedensschluss kam, waren fast alle strittigen Fragen gelöst – außer dem Thema Brčko. Tatsächlich wäre der Frieden fast an Brčko gescheitert. Also kam es zu einem sehr amerikanischen Kompromiss. Im Friedensvertrag von Dayton wurde Bosnien-Herzegowina formal-administrativ in zwei Teile geteilt: in die bosnisch-kroatische Föderation und in in die Republika Srpska. Die Stadt Brčko gehörte weder zur einen, noch zur anderen. Sie wurde zum Distrikt ernannt, wohl nach dem Vorbild von Washington DC. So hat der Zugang zur Donau Bosnien am Ende dreigeteilt.
Brčko, die wohl donauischste bosnische Stadt, ist heute die einzige Stadt, die unmittelbar zu Bosnien-Herzegowina gehört, ohne Teil einer ethnisch definierten Entität zu sein. Über Brčko öffnet sich Bosnien Europa. Nicht das eigene, das nach innen gerichtete, steht hier im Vordergrund, sondern der Weg nach draußen. Den bringt das große Wasser mit sich. Brčko ist die westlichste bosnisch-herzegowinische Stadt an der Save, dem größten jugoslawischen Zufluss zur Donau, unsere größte Donau-Stadt, und daher ist es ganz natürlich, dass nach dieser Stadt eine ganze Provinz ernannt wurde. Über Brčko werden heute in der Welt Bücher geschrieben, die es als freie Stadt auf dem Balkan beschreiben und damit auf eine Art an Triest erinnern. Damit wären wir wieder bei Claudio Magris, dem großen Essayisten der Donau und Sohn Triests.
Brčko symbolisiert gleichzeitig die Vergangenheit und die Zukunft Bosniens und der Herzegowina: Einerseits steht es für den Krieg und dessen Ende, andererseits für eine Vorstellung von einem Land, das weitaus mehr mit der Welt verbunden ist als das heutige Bosnien-Herzegowina. Diese Verbindung geht in verschiedene Richtungen, aber eine der wichtigsten ist eben die europäische, die Donau-Richtung. Die Donau ist das große Symbol Europas, und die Lage Bosnien-Herzegowinas an ihr scheint den Vers des Dichters Hamze Hume aus Mostar zu widerlegen, nach dem Bosnien „ein Land am Rand Europas“ ist.
Kehren wir an den Anfang zurück. Was verbindet heute, im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, also fast hundert Jahre nach dem Attentat von Sarajewo und dem Beginn des Ersten Weltkriegs, Bosnien mit der Donau? Weder sind Bosnien und die Herzegowina mehr Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie, noch eine Teilrepublik Jugoslawiens, und noch, noch nicht, ist es Teil der Europäischen Union.
Ich möchte auf diese Frage eine sehr persönliche Antwort geben. Ich kann die bosnischen Flüsse, die ich am häufigsten sehe, die Miljacka und die Lašva, nicht mehr so betrachten, wie ich sie als Kind gesehen habe; mit der Vorstellung, dass das Schiffchen, das ich aus Papier gebaut und in die Lašva oder Miljacka gesetzt habe, vielleicht am Ende bis zum Schwarzen Meer schwimmen könnte. Ich kann es nicht, aber andere, die Kinder von heute, können das. Sie sehen diese Flüsse das erste Mal, während sie das erste Mal in den Fluss der Welt eintauchen. So wie ich vor dreißig Jahren, als ich mir selbst die ersten kindlichen metaphysischen Fragen stellte.
Viel hat sich inzwischen verändert: Es gibt eine neue Gesellschaftsordnung und neue Staaten – und die Welt ist nicht mehr nur analog, sondern auch digital. Und dennoch: Die Geografie ist dieselbe geblieben, die Flüsse fließen in dieselben Flüsse. Und die Kinder sind in diesen zarten, frühesten Jahren wie eh und je neugierig und begierig, dieselben ersten und letzten Fragen zu stellen. Ich weiß, es ist merkwürdig, dass man sich der Kindheit manchmal leichter erinnert, wenn man außerhalb der Enge der Heimat ist, außerhalb des Ortes oder der Stadt in der man aufgewachsen ist. Ich erinnere mich heute öfter der Kindheit, wenn ich die Donau sehe, als wenn ich auf die Lašva oder die Miljacka blicke. Ich erinnere mich an mich, wie ich auf die Wellen schaue, auf Wirbel und Stromschnellen, auf den Grund und auf Kaskaden, auf das schnelle, rauschende Wasser, das spritzt, wenn es auf einen Stein trifft. Ich frage mich, was mit diesem mächtigem Wasser wird. Als Kind denkt man, dass es auf alle Fragen eine Antwort gibt und man freut sich, wenn man erfährt, dass die Antwort Donau heißt.
Autor: Muharem Bazdulji
aus dem Bosnischen von: Rüdiger Rossig
Veröffentlicht auf den Seiten 44-54 des Buches: Uwe Rada / Andrej Ivanji (hg.), Geschichte im Fluss: DONAU-Brücken der Erinnerung, Originalausgabe Mai 2013 © Onlinedossier: Geschichte im Fluss. Flüsse als europäische Erinnerungsorte, www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/geschichte-im-fluss/, Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, www.bpb.de 2013, Creative Commons-Lizenz by-nc-nd/3.0/de, Printausgabe: Geschichte im Fluss, Donau, Brücken der Erinnerung, in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ GmbH), Design: Ivan Hrašovec, Druck: Publikum, Belgrad