Rüdiger Rossig | Journalist | Novinar

Krajina-Serben kündigen Abzug aus Bihac an

Velika Kladusa offenbar kurz vor dem Fall - HVO greift Serben in Südbosnien an | Von Rüdiger Rossig

Die "Serbische Republik Krajina" in Kroatien will nach Angaben von Butros Ghali ihre Truppen aus der Bihac-Region abziehen. Der UNO-Generalsekretär sagte am Samstag in Genf, der Ko-Präsident der Jugoslawien-Konferenz, Thorvald Stoltenberg, habe ihn über eine entsprechende Ankündigung unterrichtet. Ghali lobte zugleich das am Freitag zwischen Kroatien und der Krajina unterzeichnete Wirtschaftsabkommen, daß "einen vorteilhaften politischen Effekt in der derzeitigen Situation in Ex-Jugoslawien" habe.

Die Krajina-Truppen in Westbosnien scheint die Ankündigung ihrer Führung jedoch bisher nicht erreicht zu haben: Nach UN-Angaben standen sie gestern nur noch knapp einen Kilometer vor dem Zentrum Velika Kladusa. Die Einnahme des ehemaligen Hauptquartiers des muslimischen Seperatisten Fikret Abdic gilt als wichtigstes Kriegsziel der Serben im Kampf um Bihac. Das Nachlassen der Kämpfe an den übrigen Fronten in der Region sei darauf zurückzuführen, daß sich die serbischen Einheiten auf Velika Kladusa konzentrierten. Allerdings hätten sie den Widerstand der etwa 400 bis 500 bosnischen Regierungssoldaten in der Stadt gerechnet, die mehrere Gegenangriffe unternommen hätten.

Truppen der Miliz "Kroatischer Verteidigungsrat" HVO griffen derweil am Samstag bosnische Serben bei Celebit in Südbosnien an. Die Aktion richtet sich gegen die Verbindungsstraße von der serbisch besetzten Südherzegowina nach Knin. In Bihac traf unterdessen erstmals seit dem 20. Oktober ein Versorgungskonvoi für die in der UN-Schutzzone eingeschlossenen Blauhelme aus Bangladesch ein. Der Konvoi war zuvor mehrer Stunden von Krajina-Serben aufgehalten worden. Die Bemühungen der Vereinten Nationen um eine Freilassung von weiteren rund 400 UN-Soldaten, die sich in der Hand der bosnischen Serben befinden, blieben erfolglos. Die bosnisch-serbischen Streitkräfte hatten die UN-Soldaten festgesetzt, nachdem Kampfflugzeuge der Nato vor zwei Wochen serbische Stellungen in Bosnien und Kroatien angegriffen hatten.

Die Nato zeigte sich am Wochenende verärgert über Meldungen, nach denen die Überwachung des UN-Flugverbotes über Bosnien durch Maschinen des Bündnisses aufgrund serbischer Drohungen ausgesetzt werden sollte. In Brüssel betonten Nato-Sprecher, serbische Boden-Luft-Raketen seien keine ernsthafte Bedrohung für ihre Kampfflugzeuge. Hintergrund der UN-Bitte um die Aussetzung der Überwachung sei vielmehr die Hoffnung, dadurch die Aussichten für eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche zu verbessern.