Vertreter der 16 Nato-Staaten sind am Freitag nachmittag in Brüssel zusammengekommen, um die Teilnahme des Bündnisses an den vom UNO-Sicherheitsrat beschlossenen Maßnahmen zur Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien-Herzegowina abzusegnen. Obwohl sich die Resolution des Sicherheitsrates nicht ausdrücklich an die Nato, sondern an "alle UNO-Mitgliedsstaaten" sowie "regionale Organisationen" richtet, dürfte der Beschluß letzten Endes ausschließlich von Luftstreitkräften der Nato-Staaten umgesetzt werden.
Nach den Plänen des Bündnisses werden für den Einsatz Kampfflugzeuge der USA, Frankreichs, Großbritanniens sowie der Niederlande bereitgestellt. Ab nächsten Donnerstag sollen sie von norditalienischen Nato-Stützpunkten sowie vom in der Adria kreuzenden US-Flugzeugträger "Roosevelt" starten. Die Flugzeuge haben das Recht, Maschinen, die den Luftraum über Bosnien verletzen, abzuschießen. Awacs-Aufklärer der Nato kreisen schon seit Monaten aufgrund des Embargos gegen die ehemaligen jugoslawischen Staaten in der Nähe der jugoslawischen Adriaküste. Wie in der Brüsseler Nato- Zentrale bestätigt wird, sind die Awacs-Systeme auch bei einem Ausfall deutscher Luftwaffenoffiziere voll einsatzfähig. Nach Einschätzung militärischer Beobachter werden sie ihre Luftwaffe ab nächsten Donnerstag allerdings nicht mehr benutzen. So wird es wahrscheinlich überhaupt nicht zu einem Kampfeinsatz von Nato- Flugzeugen kommen.
Im bosnischen Bileca beriet derweil das selbsternannte "Parlament" der Serben der ehemaligen jugoslawischen Republik über den Vance-Owen-Plan. Der selbsternannte serbisch-bosnische "Präsident" Radovan Karadzic unterrichtete am Freitag morgen seine "Abgeordneten" von seinen Gesprächen in Belgrad. Karadzic hatte in der serbisch-jugoslawischen Hauptstadt mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic und dem stellvertretenden russischen Außenminister Witalij Tschurkin über den Vance-Owen- Plan
gesprochen. Tschurkin hatte nach Angaben aus Belgrad versucht, Bedenken der bosnischen Serben gegen den Plan auszuräumen. Er soll auch an der Sitzung der Versammlung der bosnischen Serben in Bileca teilnehmen. Bis zum Redaktionschluß lehnten die Versammlung und ihr "Präsident" Karadzic weiterhin ab, den Vance- Owen-Friedensplan zu unterschreiben.