"Sevdah" ist ein ungewöhnlicher Sound für Südosteuropa: Eher leise als laut. Schwermütig statt euphorisch. Melancholisch, nicht wild. Gar nicht so, wie wir uns "Balkan" vorstellen. Der Begriff kommt vom türkischen Verb "sevmek", "lieben". "Sevdalinke" sind mit dem portugiesischen "Saudade" vergleichbare, meist tragische Liebeslieder, wie sie in den Häusern der muslimischen Städte im osmanischen Bosnien des 16. Jahrhunderts gesungen wurden.
Der 1978 geborene Damir Imamovic ist nicht nur der Enkel des großen Sevdah-Sängers Zaim Imammovic. Der Gitarrist aus der bosnischen Hauptstadt Sarajevo ist auch ein erstklassiger Musiker, der weit mehr draufhat, als reine Interpretation. Damir kann seinen Sechssaiter so spielen, dass er klingt wie eine Saz. Und zusammen mit Nenad Kovacevic (Percussion, aus Zagreb, Kroatien) und Ivan Mihajlovic (Bass, aus Kladovo, Serbien) macht er im Trio Sevdah Takht eine ganz besondere, jazzige, zeitgenössische Art von Sevdah.
Der Name des Trios und die Herkunft der Musiker aus drei exjugoslawischen Republiken gemahnen übrigens an eine Tradition von Bands, die Grenzen schon vor Jahrhunderten als Aufforderung verstanden, diese zu überschreiten: Die "Takht", kleine, nach dem persischen Wort für "Bühne" oder auch "Thron", waren kleine Orchester, die zu osmanischen Zeiten die Mittelmeerregion durchstreiften, um aufzutreten - und bei der Gelegenheit neue Einflüsse in ihr Repertoire aufzunehmen. Also: Hingehen - und hören, was uns Damir & Co. in die Werkstatt der Kulturen mitgebracht haben! Rüdiger Rossig
Werkstatt der Kulturen, Wissmannstraße 32, 12049 Berlin, 21.11.2012, 21 Uhr, 15/ 12 €