Beim Einschlag von zwei Mörsergranaten auf einem Fußballplatz in Sarajevo sind am Dienstag elf Menschen ums Leben gekommen und etwa 40 verletzt worden. Um den Platz in dem von bosnischen Regierungstruppen gehaltenen Bezirk Dobrinja, dem ehemaligen olympischen Dorf, standen nach Augenzeugenberichten etwa 60 Zuschauer. Der Angriff gilt als der schwerste seit dem Brotschlangen-Massaker vor einem Jahr, bei dem 16 Menschen getötet worden waren.
Der selbsternannte "Präsident" der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, hatte den Verteidigern der bosnischen Hauptstadt nach Berichten der Nachrichtenagentur der bosnischen SerbInnen, SRNA, schon am Montag gedroht, nach Sarajevo einzumarschieren. Karadzic sagte wörtlich, wenn der bosnische Präsident Alija Izetbegovic den Krieg fortsetzen wolle, müsse er eine Niederlage einstecken. Bosnien werde dann zwischen SerbInnen und KroatInnen aufgeteilt. Die bosnischen MuslimanInnen haben nach Ansicht Karadzics keine andere Chance als den Verhandlungsweg, da sich ja "niemand auf der Welt für ihre Interessen schlagen will".
Der moslemische Wiederstand in der ost-bosnischen Enklave Gorazde bricht offenbar zusammen. Wie der bosnische Rundfunk am Dienstag morgen berichtete, konnten die Truppen der bosnischen SerbInnen in der ersten Hälfte der Nacht die moslemischen Verteidigungslinien bei Medjedja brechen und weiter in Richtung der 15 Kilometer entfernten UN-Schutzzone vorrücken. Die in panischer Angst flüchtende muslimische Bevölkerung kann laut Radio Sarajevo auch in den noch sicheren Gebieten der Enklave nicht mehr versorgt werden. Ein Korrespondent des bosnischen Senders meldete über Funk aus Gorazde, daß die SerbInnen bei ihrem Feldzug "systematisch morden". Sie seien von den Oberbefehlshabern der serbischen Verbände in Bosnien dazu "ermuntert" worden. In Gorazde, das von der UNO vor einigen Wochen zur Schutzzone erklärt wurde, sind noch immer keine Vertreter der Blauhelme eingetroffen. Einer Gruppe von fünf UNO-Beobachtern hatten die Serben laut Angaben aus Sarajevo zuletzt am Montag die Durchfahrt in die Stadt verwehrt.
Frankreich und Großbritannien wollen noch in dieser Woche im UN-Sicherheitsrat eine Resolution zu den bosnischen Schutzzonen vorlegen. Der britische Außenminister Hurd merkte am Rande der Gespräche mit seinem französischen Pendant Alain Juppe in Paris an, die Schutzzonen seien kein theoretisches Konzept. Dort, wo UN-Soldaten stationiert sind, sei die Lage bereits sicherer geworden.